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Ein abstraktes Gemälde mit verschiedenen Formen und Farben.

Wurstigkeit ist das Programm

„Wurstigkeit ist Programm“

Vorschau Der Satiriker inszeniert mit der Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ eine Mischung aus Kunstausstellung, Ego-Archiv und TV-Garten.

29. September 2025, 23:21 Uhr

Jan Böhmermanns neueste Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ öffnete vergangenes Wochenende im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Die gemeinsam mit dem Künstler Jonas Meffert konzipierte Schau verbindet beißende Satire mit gesellschaftskritischem Kommentar. Besucher begegnen dort juristischen Dokumenten, skurrilen Installationen – und müssen an der Tür ihr Handy abgeben.

Den Auftakt bildet eine auffällige Installation: Grabsteine, die Namen, Geburtsdaten und das geschätzte Vermögen der reichsten Männer Deutschlands auflisten. Daneben schmilzt eine Butterbüste des ehemaligen Kanzlers Helmut Kohl langsam unter den Galerielichtern. Eine Raucherkabine, bestückt mit echten Zigaretten, lädt zum Nachdenken über Laster und Macht ein.

Alle 28 Minuten zerfetzt eine Maschine ein Stofftier – ein rhythmischer Akt der Zerstörung, der Themen wie männliches Ego und toxische Männlichkeit aufgreift. Souvenirs aus Böhmermanns TV-Karriere, darunter Bushidos Goldene Schallplatte und Jan Marsaleks Boxsack, stehen neben Akten aus seinen juristischen Auseinandersetzungen. Auch Profilbilder von Online-Kritikern sind zu sehen und spiegeln das Verhältnis des Künstlers zu öffentlicher Empörung. Außen vor dem Hauptraum bietet ein „TV-Garten“ Indie-Kids einen verspielt-rückzugsartigen Ort. Nicht alle geplanten Veranstaltungen fanden jedoch statt: Ein Konzert des Rappers Chefket wurde abgesagt, nachdem der Journalist Wolfram Weimer diesem Antisemitismus vorgeworfen hatte. Noch bis zum 19. Oktober bleibt Zeit, um die provokante Mischung aus Humor und Kritik zu erkunden.

Böhmermanns Werk zwingt zur Auseinandersetzung mit Ruhm, Reichtum und digitaler Feindseligkeit. Indem die Ausstellung den Besuchern ihre Handys abnimmt, verlangt sie ungeteilte Aufmerksamkeit – und bietet so einen ungeschönten Blick auf die Absurditäten und Gefahren moderner Männlichkeit.